Die Abschüsse vor allem bei Federwild und Hasen sind zuletzt stark gestiegen – die Landesjägermeisterkonferenz sorgt sich um unsere Wildtiere.

Entenweibchen

Fasane (74.800; plus 25,4 Prozent) waren vor Wildenten (48.300; plus 23,3 Prozent) die bedeutendste Gruppe erlegten Federwilds. ©Pixabay

Unsere heimischen Wildtiere haben jedes Jahr weniger Lebensraum zur Verfügung, da weiterhin jährlich Flächen von rund 11.000 Fußballfelder verbaut werden. „Zum Erhalt der Artenvielfalt in unserer Kulturlandschaft braucht es endlich, im Rahmen einer ökologischen Raumplanung, klar definierte Wildruhezonen auf der Basis zuverlässiger wissenschaftlicher Wilddaten“, fasst Jagd Österreich Präsident Roman Leitner das Ergebnis der vierten ordentlichen Landesjägermeisterkonferenz Anfang Oktober im burgenländischen Gols zusammen.

Das Ergebnis der Konferenz der Landesjägermeister Österreichs ist die Forderung nach definierten Wildruhezonen sowie der Aufbau einer österreichweiten und wissenschaftlich fundierten Wilddatenbank zu allen jagdbaren Wildarten. Dadurch soll zunächst eine Übersicht zur Verbreitung der heimischen Wildarten Hand in Hand mit einer Lebensraumbewertung erstellt – und damit eine Wissensbasis zur Erarbeitung nachhaltiger Lösungen geschaffen werden.

(Auch) Die Jäger verfolgen „mit großer Besorgnis“ den fortschreitenden Rückgang geeigneter Lebensräume zahlreicher Singvogelarten, Amphibien, Insekten und verschiedener Wildarten in Österreichs Kulturlandschaft. Sensible Wildarten wie das Rebhuhn, der Feldhase oder auch der Fasan stehen durch Lebensraumverlust und dem Rückgang von Nahrungsgrundlagen, wie z.B. fettreiche Kräuter oder Insekten, unter großem Druck. Der anhaltende Verlust der Biodiversität in Österreich ist allerdings kein Einzelfall in Europa und ist nach Meinung von JAGD ÖSTERREICH nicht zuletzt auch auf die vergangenen unbedachten „Reformen“ der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) zurückzuführen. Daher fordert die heimische Jägerschaft, bei der Neuausrichtung der GAP des ÖPUL-Förderprogrammes (Österreichisches Programm für umweltgerechte Landwirtschaft) ein besonderes Augenmerk auf die heimische Tierwelt und auf die Erhaltung deren Lebensräume zu legen.

Abschüsse steigen auf 838.000 Tiere

Im Jagdjahr 2019/20 lag die Gesamtzahl der Abschüsse mit 838.000 um 13,8 (!) Prozent über dem Wert der letzten Saison. Dabei wurde laut Statistik Austria um 12,5 Prozent mehr Haarwild (691.000 Tiere) und um 20,3 Prozent mehr Federwild (147.000 Tiere) erlegt.

Weiters wurden insgesamt 407.000 Stück Schalenwild (plus 2,8 Prozent) abgeschossen, darunter 278.000 Stück Reh- (minus 2,3 Prozent), 57.500 Stück Rot- (plus 4,6 Prozent), 47.300 Stück Schwarz- (plus 54,7 Prozent) und 19.100 Stück Gamswild (minus 7,7 Prozent). Der Großteil der Abschüsse von sonstigem Haarwild (284.000; plus 30,1 Prozent) entfiel auf Hasen (142.000; plus 39,4 Prozent) und Füchse (69.200; plus 12,7 Prozent).

Fasane (74.800; plus 25,4 Prozent) waren vor Wildenten (48.300; plus 23,3 Prozent) die bedeutendste Gruppe erlegten Federwilds. Dahinter reihten sich – nach Zahl der Abschüsse – Wildtauben (14.900; plus 4,6 Prozent), Rebhühner (2.900; plus 25,4 Prozent) und Schnepfen (2.200; plus 10,7 Prozent). Die prozentuelle Abnahme der Abschüsse sank am stärksten bei Wildgänsen (1.500; minus 41,0 Prozent).

Wildverluste leicht gestiegen

Straßenverkehr, ungünstige Witterungsverhältnisse oder Krankheiten führen zu Wildverlusten, von denen für das Jagdjahr 2019/20 insgesamt 138.000 gemeldet wurden, um 3,5 Prozent mehr als in der Vorsaison. Davon fielen allein dem Straßenverkehr 80.700 Wildtiere (plus 6,9 Prozent) zum Opfer, überwiegend Rehwild (41.500; plus 1,5 Prozent), Hasen (23.500; plus 19,1 Prozent) und Fasane (6.300; minus 0,9 Prozent).

Die Anzahl der insgesamt gültigen Jahresjagdkarten sank auf 131.000 (minus 0,5 Prozent). Darüber hinaus wurden 12.000 Jagdgastkarten (minus 4,5 Prozent) unterschiedlicher Gültigkeitsdauer ausgegeben. Das Jagdjahr weicht vom Kalenderjahr ab und umfasst den Zeitraum vom 1. April bis zum 31. März des Folgejahres. Der abweichende Beginn ist historisch bedingt und hängt mit Vegetations- und Wachstumsperioden in der Natur zusammen, die nicht im Winter, sondern im Frühling beginnen.