Können wir uns das Martinigansl noch leisten? Natürlich muss es eine heimische Gans aus artgerechter Haltung sein. Nicht gestopft, nicht lebend gerupft.

Den Weidegänsen am “Weidehof am Windenegg” geht es artgerecht gut. ©Andrea Knura

1,50 Euro pro Kilogramm. Das ist die durchschnittliche Preiserhöhung für heimische Bio-Gänse, die die Landwirtschaftskammer Oberösterreich errechnet hat. Da heimische Gänse ein Gewicht von über vier Kilogramm erreichen, können daraus sechs Portionen zubereitet werden. Damit liegt der Mehrpreis für ein Restaurant bei maximal einem Euro pro Portion. Am Biohof Hansale in Kärnten wurde der Preis der Norischen Bio-Weidegänse zum Beispiel gar nicht erhöht. “Wir haben die Fütterung umgestellt, machen die Mischung selber, denn die Preise für die gängigen Futtermittel sind enorm gestiegen,” erläutert Manuela. “Während unsere Schafe den Sommer auf der Weide verbringen, wird unser Stall mit Gänsen besiedelt. In Langmasthaltung ziehen wir unsere 1-Tages-Gössl liebevoll bis Sankt Martin auf. Sobald die Gössl ihren Flaum gegen ein wunderschönes weißes Federkleid zu tauschen beginnen, dürfen sie ganztägig bei jedem Wetter auf die Weide und mit den Schafen grasen. Dieser Freilauf und das artgerechte Leben bringt ein zartes, saftiges und würziges Fleisch.

Stopfmast und Lebendrupf sind Tierquälerei

Wir appellieren daher an all jene, die auf das Gansl nicht verzichten wollen, gerade in Zeiten wie diesen die Tiere nicht zu vergessen; das heißt, beim Kauf oder beim Besuch im Gasthaus sich für eine österreichische Weidegans oder eine andere österreichische Gans aus Bio-Haltung zu entscheiden. Nur hier hat man die Gewissheit, dass die Gans nicht nur nicht gestopft und gerupft wurde, sondern darüber hinaus auch ein einigermaßen artgemäßes Leben mit viel Auslauf im Freien hatte“, sagt Vier Pfoten Kampagnenleiterin Veronika Weissenböck.

„Jene Wirte, die jetzt schreien, dass der Preis für eine Gans so viel teurer geworden ist, vergleichen oft Äpfel mit Birnen bzw. die früheren Preise für eine Tiefkühlgans aus dem Ausland mit den Preisen für eine österreichische Gans 2022“, so Weissenböck. Eine österreichische Bio-Weidegans bekommt man ab 19 Euro pro kg inkl. MwSt. Die Preise im Ausland sind hingegen mit 8,79 Euro pro kg aufgrund von Vogelgrippe, Teuerung bei Futtermittel etc. mehr als doppelt so hoch als im Vorjahr, wo sie 3,50 bis 5 Euro pro kg betrugen.

Niemand muss fünf Mal pro Saison Gansl essen. Es sollte etwas Besonderes sein, bei dem auch auf Qualität und Tierwohl geachtet wird.

Lebendrupf wird in Ländern wie Ungarn, Polen oder China praktiziert. Die Stopfmast ist legal in Ländern wie Ungarn, Frankreich, Belgien, Bulgarien oder Spanien, aber auch China, den USA und Kanada. „Ein großer Teil des nach Österreich importierten Gänsefleischs stammt aus Ungarn, aber auch aus Polen und tatsächlich auch aus China. Da Gänsefleisch aus Tierqual-Haltung trotz des österreichischen Verbots importiert und verkauft werden dürfen, wird dieses Verbot eigentlich erst recht wieder umgangen.

Kennzeichnungspflicht in der Gastronomie

Im vergangenen Jahr hat sich die Bevölkerung im Rahmen einer Vier Pfoten Umfrage mit 70 Prozent klar für ein Importverbot von gestopften und gerupften Tieren ausgesprochen Unser Selbstversorgungsgrad bei Gänsen liegt derzeit bei nur 29 Prozent. Die Lösung kann aber nicht sein, dass wir Fleisch von gequälten Tieren importieren. Um einen Wandel hin zu mehr Regionalität und damit auch zu besserer Haltung auszulösen, wäre eine gesetzliche Kennzeichnungspflicht ein ganz wichtiges Instrument – nicht nur im Handel, sondern vor allem auch in der Gastronomie. Nur wenn die Menschen sehen, woher und aus welcher Haltung ihr Fleisch kommt, kann sich die Nachfrage und letztlich der gesamte Markt ändern“, erklärt Weissenböck abschließend.

Am 11. November ist Martinstag. Wer da gutes, heimisches Martinigansl genießen möchte, dem raten wir jetzt schon zu bestellen.