200 Leute in acht heimischen Bundesländern laborieren gerade an Verdauungsproblemen. Schuld sind polnische Käfigeier aus der Gastronomie.

Nicht jedes Ei, das gut aussieht, ist es auch und stammt aus guter Hühnerhaltung. ©Unsplash

Übelkeit, Erbrechen, Durchfall. Mit solch unschönen Mitbringseln nach dem letzten Essen im Restaurant schlägt sich keiner gern herum. Aktuell tun das allerdings 200 Salmonellen-Betroffene quer über’s Land. Den Grund kennt man auch bereits: polnische Käfighaltungseier aus einer schlecht kontrollierten Tierhaltung, die von Eierhändlern an österreichische Wirte verkauft und von denen dann in ihren Gerichten verarbeitet wurden. Kann nicht sein? Kann doch sein. Denn während Österreich Ende des Jahres das erste Land in Europa sein wird, das zu hundert Prozent auf Käfighaltung von Legehennen verzichtet, sitzen in Polen und Spanien laut der Tierschutzorganisation Vier Pfoten mehr als 40 Millionen Legehennen in Käfigen. In Frankreich sind es mehr als 30 und in Italien mehr als 20 Millionen. Zusammengezählt hocken also noch immer mehr als die Hälfte aller Legehennen in der EU in Käfigen. Und deren Eier finden ihren Weg eben auch in heimische Restaurants.

Offene Hintertür

Dabei sind  konventionellen Käfige in der EU eigentlich seit 2012 verboten. Wie so oft wurde allerdings auch in diesem Fall ein Hintertürchen offen gelassen. Sind Käfige statt 550 nunmehr 750 Quadratzentimeter groß, gehen sie durch. Das ist auch bei letzten acht heimischen Betrieben mit Käfighaltung so, die gesamt 60.000 Hennen halten, die zu dreizehnt auf einem Quadratmeter leben. Doch damit nicht genug: Experten gehen davon aus, dass minimum 10 Prozent der Käfige gar nicht umstellt wurden. Sie wissen schon, wo kein Kläger, da kein Richter. Oder wie ein anonym bleibender Branchenkenner sagt: “Es gibt ja keine unterschiedliche Kennzeichnung für die alten und die ausgestalteten Käfige, das macht Kontrollen nicht leichter.”

Für den Konsumenten ist der Eiertanz gleich an zwei Stellen vollkommen undurchsichtig. Da sind einerseits die verarbeiteten Produkte – “Jedes zweite hierzulande konsumierte Ei stammt aus Nudeln, Keksen oder Saucen – und hier wissen wir in der Regel nicht, woher und aus welcher Haltung es kommt”, kritisiert Vier-Pfoten-Präsident Heli Dungler. Andererseits setzt man sich faktisch auch bei jedem Restaurantbesuch der Gefahr aus, dass es einem ergeht, wie den 200 verdauungsgeplagten im aktuellen Fall. Denn zwei von drei Eiern landen in der Lebensmittelindustrie und im Gastgewerbe.

Zu viel Logistik, zu teuer

In der Lebensmittelindustrie lehnt man eine verpflichtende Kennzeichnung von Herkunft und Haltungsform komplett ab. Zu groß und zu teuer sei die logistische Herausforderung, so Lebensmittelfachverbands-GF Josef Domschitz. Dank Totalverweigerungen wie dieser, stehen wir vor einem Dilemma, das Andreas Wurzer, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft der Österreichischen Geflügelwirtschaft, so auf den Punkt bringt:

“Ich schätze, dass 90 Prozent der weltweit für den Großmarkt produzierten Eier aus Käfighaltung kommen. Vor ein paar Jahren waren es noch 95 Prozent.”

Und in Europa? Kommen aktuell 54 Prozent der Eier aus Käfighaltung, 2017 waren es noch über 60 Prozent.

Großgastronomie als schwarzes Schaf?

Doch zurück zur Gastronomie und ihren Billigeinkäufen polnischer Käfigeier. Franz Kirchweger, Obmann der Frischeier Erzeugergemeinschaft, hat für sich den Schuldigen in dieser Causa bereits gefunden. Während immer mehr qualitätsbewusste Gastwirte zu heimischen Eiern greifen würden, sagt er, wird in der organisierten Großgastronomie häufig an der Preisschraube gedreht.

©Greenpeace

Er ortet hier ein fehlendes Problembewusstsein. Auch Franz Karlhuber, Obmann der ZAG macht diese Praxis wütend. Er fordert einmal mehr eine klare Kennzeichnung der Herkunft der Eier und der Haltungsform der Hühner, speziell in der organisierten Großgastronomie und der Gemeinschaftsverpflegung. “Es ist nicht einzusehen, dass allein der Preis beim Eier-Einkauf entscheidend ist.” Wie sehr eine Kennzeichung bei verarbeiteten Eiern wirklich fehlt, machte übrigens schon der Fipronil-Skandal im Sommer 2017 deutlich.  Österreichs Hennen bekümmert das alles derweil allerdings wenig. Sie legen ungehindert weiter, allem voran auf dem Boden. Denn aktuell liefern heimische Legehennenbetriebe 64 Prozent der Eier aus Bodenhaltung, 23 Prozent kommen aus Freilandhaltung und zwölf aus Bio-Betrieben.

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