Er stimmt als Aperitif die Geschmacksnerven auf das Essen ein, als Digestif hilft er der Verdauung und mit anderen Zutaten fusioniert er zum edlen Cocktail. 

Eierlikör mit Milch, Zimt, geriebener Muskatnuss

Eierlikör mit Zimt und Muskat. Eine geschmackvolle Einstimmung auf die Adventszeit. ©Panthermedia

Unsere Anforderungen an den Likör sind hoch. Aber das schafft er alles. Wo er doch so vielseitig ist. Er kann sich cremig oder klar zeigen, mal süß, dann wieder bitter, mal hochprozentig und dann doch wieder etwas leichter. Zudem verleiht er so manchem Gericht auch seine besondere Note.

Lange sagte man ihm eine gewisse Verstaubheit nach oder man argumentierte sein Schlückchen Likör als „medizinische Notwendigkeit“. Er war bestenfalls etwas für ältliche Tanten. Mittlerweile hat sich das Image des Likörs aber um 180 Grad gedreht. Die Likörherstellung ist eine Kunst. Durch sein vielfältiges Erscheinungsbild ist der Likör kein Getränk für reine Liebhaber sondern ein wunderbarer Genuss für Jedermann und -frau.

Ein Gläschen zu Ehren unserer Produzenten

Ein Blick auf Bauernladen, Rubrik „Schnäpse und Liköre“ bestätigt die unglaubliche Geschmacksvielfalt des Likörs und das Können unserer Produzenten. Im Gewürzlikör (Likör-Genusswerkstatt) finden feine Gewürze zueinander. Der Marillenlikör (Tastl-Wachauerer Marillenbauer) ist die pure Marille mit Promille. Der würzige Apfelstrudel Likör (Tinnauer) ist ein Gewürzauszug mit einem Apfeldestilat. Sehr animierendes Aroma nach frischgebackenem Apfelstrudel. Zarter, am Gaumen gut erkennbarer Apfelbrand, süß und anhaltend.

Oder ein bezaubernder Likör mit wundervollem Rumgeschmack – natürlich Rum aus eigener Produktion. Abgerundet mit Karamell, das sich nur durch seine süße und voll vanillige Aromatik erkennen lässt. (Mandlberggut). Sauber, fruchtig und beerig im Geschmack mit leichter Karamellnote ist der Holunderlikör (Maurer’s Frucht Manufaktur). Der steirische Kürbinskernlikör (Erlebnishof Reczek) verfeinert Vanilleeis, schmeckt aber auch einfach so. Ob kräftige Kräuter, feine Gewürze oder frische Früchte, der Fantasie sind beim Likör keine Grenzen gesetzt.

Was ist drin und dran am Likör?

Liköre sind besonders süße Schnäpse, die mindestens 100 g Zucker pro Liter Schnaps aufweisen müssen. Sie sind deutlich süßer als andere Spirituosen, was aber nicht bedeutet, dass sie nicht auch stark sein können.

Laut österreichischem Lebensmittelbuch sind …

Liköre versüßte Spirituosen, die unter Verwendung von Zucker, geeigneten Zuckerarten oder Honig hergestellt werden. Weiters werden nachstehende Stoffe verwendet: Ethylalkohol landwirtschaftlichen Ursprungs oder andere alkoholische Flüssigkeiten wie Edelbranntweine, Geiste, Spritdurchzüge, alkoholische Auszüge, Destillate, Wein, Obstwein, frische Früchte, eingelegte und getrocknete Früchte, Fruchtpasten, Fruchtsäfte, Kräuter, Eier, Kakao, Kaffee, Tee, Milch, Schokolade usw., Aromen, spezielle Zusätze wie Genusssäuren, Blattgold usw

Im Grunde bestehen alle Liköre aus vier grundlegenden Bestandteilen. Zum einen Zucker, danach folgen Wasserund Alkohol und zum Schluss die jeweiligen Extrakte. Der Likör holt seine aromatischen Inhaltsstoffe aus den verschiedensten Pflanzen und Früchten, aber auch aus Säften, ätherischen Ölen und vielen anderen Stoffen.

Likör ist also nicht gleich Likör

Da gibt es die, wie gesagt, ganz süßen cremigen, für sie reichen die 100 g Zucker pro Liter allerdings nicht, die brauchen davon mindestes 250 g. Es geht aber noch süßer. Die Bezeichnung “Cassiscreme” ist den Likören aus Schwarzen Johannisbeeren mit einem Mindestzuckergehalt von 400 g/l vorbehalten. Dann hätten wir natürlich die Kräuterliköre, die räumen nach einem schweren Essen ordentlich den Magen auf.  Ein bisschen wie Medizin sind doch lauter gesunde Sachen von der Wiese drin. Durch Kräuter oder natürliche Aromen ist der Geschmack oftmals bitter, deshalb auch ihr Name Halbbitter. Durch den relativ hohen Zuckergehalt von mindestens 15% Vol. zählen sie aber zu den Likören.

Als Trost und zur Verjüngung

Alexander Dumas, das ist der französische Schriftsteller mit dem Grafen von Monte Christo und den drei Musketieren, hat so seine eigene Meinung bezüglich der Entstehungsgeschichte des Likörs. Er beschreibt, dass der Leibarzt Ludwig des XIV, Monsieur Fagon, seinem König von Zeit zu Zeit ein Likörchen reichte, damit er ein wenig seine Sorgen vergaß. Denn der Sonnenkönig wurde alt und sein Reich zerbröckelte. Und meinte nicht auch der scharfzüngige Wilhelm Busch:

„Es ist ein Brauch von Alters her – wer Sorgen hat, hat auch Likör“.

Auch wenn unsere Welt durch Corona nicht gerade zerbröckelt, kann ab und zu ein Gläschen Likör auf keinen Fall schaden und passt auch wunderbar in den Advent.