Glück, also das Wünschen und die Suche danach, ist zum Jahreswechsel allgegenwärtig. Wir Österreicher sind ja eigentlich zufrieden, obwohl gerne und auf hohem Niveau gejammert wird. Im World Happiness Report, der alljährlich vom Sustainable Development Solutions Network der Vereinten Nationen erstellt wird, liegen wir an der zwölften Stelle. Die Frage lautet also: Was macht uns glücklich und zufrieden? 

Slow Food Bäcker Thomas Matitz findet das Glück täglich in seiner Backstube.

Es muss also ein besonderer Ort sein, dachte er sich, und lud gemeinsam mit seiner Frau Angelika eine kleine Gruppe des Soroptimist Club Hermagor dorthin ein, um das Glück zu finden – oder es vielmehr in Form von Rohmarzipan selbst in die Hand zu nehmen, in Schweinchen- und Pilzform zu bringen und darüber zu reden, was uns glücklich macht.

Wie kann ein Bäcker glücklich sein? Der Arbeitstag von Thomas beginnt um 1 Uhr nachts an jenen Öfen, die bereits sein Vater angemacht hat. Zuerst widmet er sich der Verarbeitung des Sauerteigs und der Zubereitung von Kleingebäck. Es dauert nicht lange und ein herrlicher Duft strömt durch die Bäckerei. Das Brot ist fertig. „Natürlich ist es harte Arbeit. Es macht mich aber glücklich und zufrieden, dass ich, wie einst mein Urgroßvater, gemeinsam mit meiner Familie hier in der Region arbeiten kann.“ Die Bäckerei ist ein kleiner Genuss-Mikrokosmos, der die Menschen anzieht und auch Vorbildwirkung hat.

Einige regionale Produzenten konnten mit der Unterstützung, und dem Netzwerk von Thomas eine Idee umsetzen und ihren Traum verwirklichen. Thomas und Angelika Matitz leben vor, dass man selbst für sein Glück verantwortlich ist.

Sissy Sonnleitner, die Grand Dame der Alpe Adria Küche, machte sich mit zwei ihrer Enkel auf die Glückssuche in der Backstube. Ihr Glück war es, in einer Region leben und arbeiten zu dürfen, die reich an kulinarischen Schätzen ist, erzählt Sissy. Ein Glück war es auch, dass sie viele Menschen mit ihrer Küche begeistern konnte. Glück sei für sie kein Dauerzustand, sondern eine Momentaufnahme. Vielmehr als um Glück gehe es für sie um Zufriedenheit. Wer sein Leben selbst in die Hand nimmt, es versucht selbst zu gestalten und nicht nur zu funktionieren, wird sehen, wie zufrieden das macht, ist Sonnleitner überzeugt.

Kreativ und gestalterisch tätig sein zu können ist für Andrea Ronacher ein Glück. Seit Jahren setzt die Architektin gemeinsam mit ihrem Mann Herwig auf nachhaltige Architektur, die Bestand hat. Ökologie bedeutet für sie Bauwerke zu schaffen und dabei die Umwelt so wenig wie möglich zu belasten. Sie ist dankbar dafür, dass sie mit einer Fülle von natürlichen Baustoffen arbeiten kann und damit Wohnräume zum Leben schafft. Was wünscht sie sich für 2019? „Das was wir uns alle wünschen: Gesundheit und dass es der Familie gut geht.“ Aber auch mehr Wertschätzung im Miteinander.

Zufrieden ziehen wir mit unseren Schweinchen, den Glückspilzen und vielen guten Gedanken von dannen. Es ist wirklich ein großes Glück, dass es Menschen gibt, denen nicht egal ist, was mit unserer Welt passiert und denen auch nicht egal ist, was wir essen. Die Nacht für Nacht die Mühe auf sich nehmen, um für uns Brot zu backen. Also richtiges Brot, das ganz ohne Zusatzstoffe einfach wunderbar schmeckt.

Wir haben das Glück selbst in der Hand – wir müssen uns nur dafür entscheiden!

 

SlowFood Bäckerei Matitz, 9640 Kötschach 24, www.baeckerei-matitz.at

Architekten Ronacher, www.architekten-ronacher.at