Die gute Nachricht (ein echter Bauernladen-Trend): Immer mehr Konsumenten kaufen „ihren“ Honig direkt bei den Imkern vor Ort.

Nektar-Engpässe sind ein Problem für Bienen und Imker. ©Pixabay

Die heurige Honigernte hatte sehr vielversprechend begonnen: Die Frühlingsblüte war ertragreich und erstmals zeigte sich der Bergahorn sehr ergiebig. Die Bienenvölker entwickelten sich sehr gut und es wurde schnell erweitert. Aufgrund der anhaltenden Hitze kam es jedoch zu Nektar-Engpässen bei den Pflanzen und die Bienen hatten nicht mehr ausreichend Nahrung zur Verfügung. Waldhonig gibt es witterungsbedingt keinen und der Blütenhonig wurde von den Bienen selber benötigt, um nicht zu verhungern. Vielerorts musste zusätzlich gefüttert werden.

Weniger Raps

Raps ist eine der wichtigsten Frühjahrstrachten und extrem attraktiv für Bienen, aber auch für nahezu alle anderen Wildbienen- und Hummelarten. Raps und Bienen bilden eine klassische Symbiose.  Die Bienen liefern Bestäubungsleistung und bessere Erträge – der Raps liefert Nektar, Pollen und somit Honig für den Imker. Bei drei Vierteln der Blütenbesuche nehmen die Bienen nicht nur Nektar auf, sondern bestäuben auch die Blütenstempel. Mit Bienen als Bestäuber entstehen aus ca. 90 Prozent der Blüten die gewünschten Samenkörner. Zu Beginn der Blüte sah es heuer auch sehr gut aus, aber aufgrund der Trockenheit wurde nicht die gewünschte Menge an Nektar produziert.

Die anfänglich anhaltende Hitze stresste die Pflanzen zusehends. Nachdem endlich der langersehnte Regen einsetzte, hörte der Raps auf zu honigen.

Wanderimker im Raps. ©Pixabay

Besorgniserregend aus Sicht der Imker ist auch der Rückgang der Rapsanbaufläche um zwölf Prozent, das entspricht ca. 1.000 Hektar von 2019 auf das Jahr 2020. Raps ist eine Pflanze, die hinsichtlich Schädlings- und Krankheitsdruck anfällig ist; ohne Pflanzenschutzmaßnahmen ist ein wirtschaftlich tragfähiger Rapsanbau nicht machbar.

Nach Raps bringen normalerweise Akazie, Linde und ganz allgemein der Wald reiche Honigernten. Heuer allerdings war alles anders. Die Akazie produzierte nur wenige Tage Nektar und aufgrund der Witterung gab es kein optimales Flugwetter für die Honigbienen. Mit der Wanderung in den Wald sollte nun die Honigernte beginnen und in einem guten Jahr können bis zu 30 kg Waldhonig aus einem Bienenvolk geerntet werden. Leider produzierten weder Sommer- noch Winterlinde ausreichend Nektar, um Honig zu ernten. Somit mussten die leeren Bienenkästen wieder nach Hause geholt werden, um die Honigbienen vor dem Verhungern zu retten.

Imker in Not

Das heurige Honigjahr war und ist somit alles andere als erfreulich. Viele Bienenvölker müssen gefüttert werden oder verhungern sogar, wenn der Futtermangel vom Imker zu spät bemerkt wird. „Nun arbeite ich seit 52 Jahren mit Bienen, aber so ein schlechtes Honigjahr habe ich noch nie erlebt“, erinnert sich Johann Mayr, Erwerbsimker aus Pasching.

Die Reserven vom letzten Jahr sind fast aufgebraucht, insgesamt ist jedoch der österreichische Bedarf an heimischen Honig gesichert. Aufgrund der Engpässe und der erhöhten Ausgaben für zusätzliches Bienenfutter müssen die Konsumenten allerdings mit einer Preisanpassung für heimischen, qualitativ hochwertigen Honig rechnen.

Wir wollen wissen, …

Mit der Veränderung der Witterung und den ständig wechselnden Hitze- und Kälteperioden wächst auch die Ungewissheit. Die jährliche Honigernte ist stets großen Schwankungen unterworfen und viele Erwerbsimker kämpfen ums Überleben. Mit dem Kauf von heimischen Honig wird dafür gesorgt, dass wichtige landwirtschaftliche Erwerbskulturen bestäubt und somit Lebensmittel produziert werden können.

Die produzierte Honigmenge in Österreich schwankt zwischen 4.000 und 6.500 Tonnen pro Jahr. Der durchschnittliche Honigertrag je Volk lag 2019 bei etwa 26 kg. Der jährliche Verzehr an Honig beträgt rund 1,2 kg pro Einwohner, der Selbstversorgungsgrad Österreichs liegt zwischen 40 und 50 Prozent, daher wird ca. die Hälfte der benötigten Honigmenge importiert – meist aus anderen EU-Mitgliedstaaten, Mittelamerika, der Ukraine oder China.

… woher es kommt!

Mit dem importierten Honig aus Drittstaaten, der teilweise nicht den EU-Qualitätsstandards entspricht, können österreichische Imker aufgrund der höheren Produktionskosten preislich nicht konkurrieren. Dieser ist entweder verfälscht oder mit Zucker- oder Reissirup gestreckt. Mit einer Herkunftskennzeichnung für Honig würden österreichische Imker gestärkt und eine Täuschung der Konsumenten verhindert.

Derzeit ist jedoch bei Mischhonig aus EU- und Drittstaaten lediglich die Kennzeichnung „Mischung von Honig aus EU-und Nicht-EU-Ländern“ nötig. Immerhin nimmt laut einer aktuellen Studie der Marktanteil an inländischem Honig im Lebensmittelhandel stark zu und der Anteil an ausländischem Honig ab. Dabei greifen die Konsumenten vor allem zu inländischem Bio-Honig. Und: Immer mehr Österreicher kaufen den Honig direkt bei den Imkern vor Ort und immer weniger im Lebensmittelhandel.

Bienen-Bundesland Nummer Eins

Das Bundesland mit den meisten Imkern und Bienenstöcken ist Oberösterreich; 2019 wurden hier rund 80.000 Bienenvölker von etwa 8.080 Imkern betreut. Somit stehen ca. 21 Prozent der rund 378.200 österreichischen Bienenstöcke in Oberösterreich. Die Imkerei ist dennoch klein strukturiert und liegt mit durchschnittlich zehn Völkern pro Imker unter dem nationalen Durchschnitt. Der Anteil biologisch bewirtschafteter Bienenvölker ist mit 4,1 Prozent (3.284 Völker, Stand 2019) in Oberösterreich relativ klein.

Dabei liegt Imkerei weiterhin im Trend, allein 2019 verzeichnete der oberösterreichische Landesverband für Bienenzucht mehr als 500 Neueintritte. Und: Vor allem Frauen interessieren sich zunehmend für die Imkerei.

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