Die heimischen Milch-, Eier- und Hühnerfleischproduzenten füttern bereits gentechnikfrei. Jetzt signalisiert die Schweinebranche, folgen zu wollen.

38 Kilogramm Schweinefleisch konsumiert der Österreicher im Schnitt pro Jahr. Damit liegen wir EU-weit an der Spitze. Fünf Millionen Schweine werden hierzulande dafür derzeit jährlich geschlachtet. Fast 90 Prozent des Sojas, das sie davor gefressen haben, war gentechnisch verändert. Letzteres ergab ein Greenpeace-Test Ende 2018. Dieses Ergebnis und eine gerade veröffentlichte neue Umfrage der Organisation, laut der die heimischen Konsumenten Produkte von  mit gentechnisch veränderten Futtermitteln aufgezogenen Tieren vehement ablehnen (84 Prozent), scheint jetzt ein Umdenken in der Schweinebranche einzuleiten. Jedenfalls sprach sich Bauernbundpräsident Georg Strasser bei der diesjährigen Wintertagung des ökosozialen Forums im oberösterreichischen St. Florian dafür aus, die Schweinebranche in Österreich auf GVO-freie Fütterung umzustellen. Die Züchter seien aufgeschlossen, “mit dem Wissen, dass weder der Handel noch der Konsument die Mehrkosten zahlen will.” Eine flächendeckende Versorgung mit gentechnikfreiem Soja sei allerdings nicht nur aus finanziellen, sondern auch aus logistischen Gründen derzeit sehr schwer umsetzbar. Doch ist das tatsächlich so? Wenn das einer es wissen muss, dann Matthias Krön vom Verein Donau Soja.

Die flächendeckende Versorgung mit gentechnikfreiem und regionalen Soja wäre problemlos möglich.

Bedarf von 350.000 Tonnen

350.000 Tonnen Soja, das sei der Bedarf für die erwähnten fünf Millionen Schweine, sagt Krön, der bestätigt, dass Soja als wichtigste Eiweißkomponente im Futter die größte Herausforderung ist, wenn es um Gentechnikfreiheit und Regionalität geht. Allerdings relativiert er die Aussage des Bauernbundpräsidenten auch: „Derzeit sind 650.000 Tonnen zertifiziertes Donau Soja und Europe Soja am Markt verfügbar”, erläutert er. “Die flächendeckende Versorgung mit gentechnikfreiem und regionalen Soja wäre daher problemlos möglich.” Die finanziellen Mehrkosten müssten jedoch fair verteilt werden. Dass die Landwirte auf den Mehrkosten sitzen bleiben, das sei keine Option.  Greenpeace Landwirtschaftsexperte Sebastian Theissing-Matei sagt: “Der Import von Gentechnik-Soja aus Übersee muss endlich ein Ende haben”. In diesem Zusammenhang verweist er auf die heimischen Milch- und Eierproduzenten sowie auf die Geflügelzüchter, die bereits gezeigt hätten, dass es auch ohne gentechnisch veränderte Futtermittel geht. Die erstgenannten verzichten bereits seit 2010 völlig darauf, die Hühnerfleischproduzenten haben sich zwei Jahre später dazu entschlossen. „Die Gentechnikfreiheit muss endlich auch beim Schwein ankommen. Wir werden den Bauernbund selbstverständlich beim Wort nehmen und stehen bereit, den Umstellungsprozess auf gentechnikfreie Futtermittel zu unterstützen“, so Theissing-Matei. Währenddessen widmet sich Strasser allerdings lieber erst einmal einem anderen Thema: Der erwünschten gesetzlich verankerten Herkunftsbezeichnung. So soll bei Wurstwaren oder Fertiggerichten  in öffentlichen Kantinen, Krankenhäusern, Schulen & Co klar ersichtlich sein, woher sie kommen. “Dadurch soll die Wertschöpfung im Inland verbessert und der Gesamtproduktionswert im Schweinesektor gesteigert werden.” Zugehörige Zahlen gibt es natürlich auch. Die letzten aus 2017. Da betrug der Gesamtproduktionswert 725 Millionen Euro.

Die Greenpeace Umfrageergebnisse im Detail finden Sie unter: https://bit.ly/2MfWEqt