Anlässlich des heutigen Weltwassertages gilt: Auch in der Landwirtschaft ist ein nachhaltiger Umgang mit Wasserressourcen mehr denn je gefragt.

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“Wasser für alle bis 2030”. So lautet das sechste der 17 Ziele nachhaltiger Entwicklung der vereinten Nationen. “Leaving no one behind” ist das Motto des diesjährigen Weltwassertags. Klingt ambitioniert? Stimmt, die Realität kann damit im Moment nicht Schritt halten. Auch Österreich leidet bereits unter den Auswirkungen des Klimawandels. Insbesondere die Landwirtschaft tut sich immer schwerer mit der ständig steigenden Sommer-Hitze und den damit einhergehenden Verdunstungsraten, die zum Wassermangel führen.  Doch was tun? Darüber hat man sich beim heimischen Umweltdachverband Gedanken gemacht und festgestellt, dass sich die Landwirtschaft diesen Bedingungen auf drei Ebenen anpassen muss: Unter der Erde, direkt auf der Fläche und eine Etage darüber – das Wasser spielt dabei überall eine entscheidende Rolle.

Unter der Oberfläche: Fruchtbarer Boden mit hoher Speicherkapazität und Wasserrückhalt

Geht es um zukunftsfähige Landwirtschaft, geht es um Bodenfruchtbarkeit. Für die muss man aber etwas tun. Allem voran das Bodenleben fördern und auf die Wasserspeicherkapazität achten: „Früher wurden große Landstriche durch Drainagen entwässert, aufgrund des Klimawandels fehlt jedoch bereits heute genau dieses Wasser als Reserve für lange Trockenphasen”, fasst Umweltdachverband-Geschäftsführer Gerald Pfiffinger den unrühmlichen Status Quo zusammen. Eine mögliche Lösung des Dilemmas wäre es, Wasser durch gezieltes Schließen von Drainagen in der Region zu halten. “Das kann auch Zusatznutzen für die Natur bringen, etwa wenn artenreiche Feuchtwiesen oder Teiche entstehen”, so Pfiffinger.

Müsse bewässert werden, so solle das sorgsam erfolgen. Eine kosten- und ressourcensparende Einsatzmöglichkeit für Ackerbauregionen stellen elektrische Bewässerungsanlagen dar. Pfiffinger plädiert dabei für eine Tröpfchen-Bewässerung: “Die steigert die Effizienz des Bewässerungssystems sogar noch weiter und trägt viel zum Wassersparen bei“, sagt er. Und an dem werden wir nicht vorbeikommen, wie 2018 zeigte. Im Norden und Westen Österreichs fiel von März bis August teilweise über 85 Prozent weniger Regen als im 10-jährigen Durchschnitt.

Auf der Fläche: Neue Sorten „erkennen“ und etablieren

Auch die Sache mit den klimabedingten Ernteausfällen ist ein veritables Problem. Im Vorjahr belief sich der daraus resultierende Gesamtschaden hierzulande auf etwa 210 Millionen Euro, davon 80 Millionen Euro beim Getreide und 130 Millionen Euro beim Grünland. Dieses Risiko lässt sich nur durch die Weiterentwicklung von Anbaumethoden und die Intensivierung anwendungsorientierte Forschung minimieren, erläutert Pfiffinger. „Es gilt, Arten und Neuzüchtungen von trockenresistenten Sorten voranzutreiben bzw. als ,neue‘ Kultur in der Region zu etablieren.” Der Sortenfinder der Ages* sei dabei sehr hilfreich.

Olivenhaine im Burgenland? In Mörbisch ist das längst Realität. © Olivia.bio

“Selbst Olivenanbau im Burgenland oder Feigen aus Wien sind keine Zukunftsmusik mehr, so der Umweltdachverband-Geschäftsführer. Tatsächlich gibt es beides bereits. Der Wiener Feigenhof hat 150 Feigensorten im Angebot. Pro Jahr werden zwischen 2.000 und 3.000 Kilogramm Früchte geerntet. In Mörbisch steht Österreichs erster Olivenhain. Er gehört Sabine Haider und Franz Günther, die mit 59 Bäumen gestartet sind und heute 140 Bäume mit gesamt 13 Sorten hegen und pflegen.

In der Höhe: Mehr Hecken braucht das Land

Noch etwas kann die Auswirkungen extremer Wetterereignisse mildern und das Mikroklima verbessern: Eine durch Hecken, Bäume und Sträucher strukturierte Landschaft. Die damit einhergehenden Vorteile sprechen für sich. „Landschaftselemente wie Hecken bremsen den Wind, was die Verdunstungsrate und damit die Trockenheit auf den Feldern verringert”, sagt Pfiffinger. Der Erhalt und Neuanlage von solchen, etwa Windschutzgürteln, seien daher gerade in Hinblick auf den Klimawandel von enormer Bedeutung. “Sind diese geschickt angelegt, bieten sie darüber hinaus wertvollen Lebensraum für wildlebende Tier- und Pflanzenarten und helfen, Bodenerosion zu verhindern.” Noch ist also offenbar nicht alles verloren, aber es ist an der Zeit, endlich zu handeln, um im Hinblick auf die Wasserversorgung tatsächlich niemanden zurück zu lassen.

* http://www.agrarcommander.at/sortenfinder

http://www.umweltdachverband.at

http://www.olivia.bio

http://www.feigenhof.at