Die G20 sind nicht auf Klimakurs: In 15 Staaten sind die Emissionen 2017 wieder gestiegen. Das sagt der heute publizierte “Brown-to-Green”-Report. Warum für Österreichs Bauern damit gerade das Thema Frost an Bedeutung gewinnt.

© Jon Tyson/Unsplash

Sie sind für 80 Prozent der weltweiten Emissionen verantwortlich, schaffen den Turn-Around aber noch immer nicht: Die G20-Staaten setzen das Pariser Klimaabkommens nicht schnell genug um. Am unambitioniertesten sind Russland, Saudi-Arabien und die Türkei. Würden sich alle Länder ähnlich schwache Ziele setzen, wäre ein  Temperaturanstieg von fünf Grad der denkbare Worst-Case. Das sind die Grundaussagen des neuen “Brown to Green”-Reports der internationalen Initiative Climate Transparency.

82 Prozent der Energie aus Kohle, Öl und Gas

Die Defizite liegen auf zwei Ebenen. Einerseits reichen die Klimaziele nicht aus, um die Erderwärmung auf deutlich unter zwei, geschweige denn 1,5 Grad zu begrenzen. Lediglich Indien sticht positiv hervor. Andererseits hakt es an der Durchführung. 82 Prozent ihrer Energie beziehen die G20-Staaten noch immer aus Kohle, Öl und Gas. Beim Nachbar Deutschland  liegen die CO2-Emissionen heute höher als 2009, allein im Verkehrssektor gibt es seit 2012 ein Plus von sieben Prozent. Bei den jährlichen Pro-Kopf CO2-Emissionen liegt man schlechter als der G20-Schnitt. Jan Burck von Germanwatch plädiert für eine Verkehrswende: “E-Mobilität und deutlich mehr Bus, Bahn und Fahrrad. Zudem ist ein sozialverträglicher Kohleausstieg bis zirka 2030 unumgänglich.” Großbritannien und Frankreich seien da weiter, haben Ziele zum Ausstieg aus der Kohle und aus dem Verbrennungsmotor festgelegt. Auch mit der Entwicklung bei Erneuerbaren Energien ist Studienautor Niklas Höhne nicht glücklich: “Zum Beispiel bricht der Ausbau der Windenergie ein – ohne Aussicht auf Besserung bis 2020.”

©Climate Transparency

Im Hinblick auf den Energiemix ist für die G20 der Kohleausstieg die größte Herausforderung, gefolgt vom Verkehr. Dort sind die CO2-Emissionen seit 2012 um gut fünf Prozent gestiegen. Positive Aspekte gibt es aber auch: Südafrika will seine hohe Kohlenutzung deutlich verringern und investiert in Erneuerbare Energien, Südkorea hat ein neues Programm für Elektrofahrzeuge eingeführt und Mexiko plant ein Emissionshandelssystem.

Marillenbäume blühen zehn Tage früher

Wer jetzt meint, dass Probleme, die die Klimaerwärmung mit sich bringt, immer mit Wärme zu tun haben, der irrt. Für die heimischen Bauern ist Frost aktuell das größte damit einhergehende Thema.  “Viele Pflanzen beginnen durch die immer wärmeren Frühlingsmonate früher auszutreiben und früher zu blühen. Daher reagieren sie auf die nach wie vor stattfindenden Kaltlufteinbrüche deutlich empfindlicher”,  erläuterte Zamg-Steiermark-Leiter Alexander Podesser kürzlich bei der Tagung “Klimarisiko in der Landwirtschaft. Beispielsweise findet die Blüte von Marille, Apfel und Kirsche mittlerweile um durchschnittlich zehn Tage früher statt, als noch vor 20 Jahren. „Exakte Frostprognosen sind aber enorm schwierig, weil in den klassischen Frostnächten – bei klarem, windstillem Wetter nach Kaltfronten – die Temperatur selbst innerhalb von nur ein paar hundert Metern extrem unterschiedlich sein kann”, sagt Podesser. „Wir haben bei Messfahrten in den Frostnächten im April im Bereich der Steirischen Weinstraße Werte zwischen minus fünf und plus vier Grad gemessen. Denn die kalte und somit schwere Luft sammelt sich in Becken, Senken und Tälern und schon ein paar Meter höher kann es deutlich milder sein. In den ungünstigeren Lagen kann dann die kritische Pflanzentemperatur deutlich unterschritten werden.” Von daher setzt man sich bei der Zamg für mehr metereologische Messtationen direkt in Wein- und Obstkulturen ein, um die Frostprognose zu verbessern.

Mehr Wetterstationen in Wein- und Obstbaukulturen könnten kleinräumige Wettervorhersagen verbessern. ©ZAMG”

“Mehr Messdaten aus einer Region würden aber nicht nur der Frostprognose dienen, sondern auch andere für die Landwirtschaft wichtige Vorhersagen liefern, wie unterschiedliche Infektionsrisiken und optimale Spritz-Zeitpunkte.” Und noch einen Vorteil brächte die Stationsverdichtung mit sich: “Ein Monitoring der Klimaverhältnisse in den unterschiedlichen Lagen und daraus abgeleitet die durch den Klimawandel sinnvolle Eignungsänderung bestimmter Sorten.”

https://www.climate-transparency.org/

http://www.zmag.at