Wenn wir bis 2050 die bäuerlichen Produktionsweisen ändern und weniger Milch und Fleisch konsumieren, könnte der Methanausstoß um die Hälfte sinken. Das sagt jetzt ein Forschertem unter österreichischer Beteiligung.

Satte 10 bis 12 Prozent der von Menschen verursachten Treibstoffemissionen machen die Methan- und Stickoxide aus der Landwirtschaft aktuell aus. Das muss doch besser gehen, dachten sich Stefan Frank und sein Forscherteam vom Internationalen Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg bei Wien und legten die erste detaillierte Auseinandersetzung mit Möglichkeiten zur Reduktion dieser Treibhausgase in der Landwirtschaft vor. Denn so wie bisher kann es nicht weiter gehen. Wenn doch, wächst der Anteil dank immer mehr künstlicher Düngemittel und größerer Viehherden nämlich noch. Und das, obwohl die Landwirtschaft immer effizienter wird, wie das Forscherteam berichtet. Tatsächlich wurde die Produktion seit 1990 um 70 Prozent erhöht, gleichzeitig haben die Emissionen aber nur um ein Drittel zugenommen.

Die Landwirtschaft muss sich ändern . . .

Dass auch die Landwirtschaft ihren Beitrag in Sachen Treibgasreduzierung leisten muss, will man das 1,5 Grad- Ziel im Pariser Klimaabkommen erreichen, daran besteht kein Zweifel. Anhand von vier Klimamodellen zeigen die IIASA-Forscher, ob und wie das gehen könnte. Zur Einschätzung des Potenzials diente ihnen der zukünftige CO2-Preis* (siehe Anmerkung) – das ist der Preis, der für jede ausgestoßene Tonne CO2 bezahlt werden muss. Die gute Nachricht: Schon wenn man nur niedrige 20 US-Dollar (18 Euro) pro Tonne hernimmt, tut sich etwas. Ganze 15 Prozent weniger Methan- und Stickoxisausstoß ginge damit bis 2050 einher. Die Forscher gehen davon aus, dass dann alle technischen und strukturellen Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung besser ausgenutzt werden. Und: Der Preis würde dafür sorgen, dass Landwirte vielleicht auf weniger klimaschädliche Viehzucht umsteigen, z.B. mehr Hühner statt Rinder, weniger Dünger verwenden oder effizientere Fütterungssysteme nutzen.

.  . . der Konsument aber auch

Was aber, wenn es nicht nur Veränderungen im landwirtschaftlichen Bereich geben würde, sondern wir es auch noch schaffen, unsere Ernähungsgewohnheiten umzustellen? Was passiert dann? Dann sähe die ganze Sache gleich noch viel besser aus. Konsumieren wir zusätzlich weniger Fleisch- und Milchprodukte, reduzieren wir den Methan- und Stickstoffausstoß nicht nur um 15, sondern gleich um 23 Prozent. Das gilt vor allem in Ländern, in denen es eine Überfülle an Lebensmitteln gibt. Wobei tierischen Produkte generell das größte Einsparpotenzial in der Landwirtschaft haben, so Frank. Würden die Menschen sich vorwiegend pflanzlich ernähren, hätte das außerdem einen positiven Einfluss auf die globale Ernährungssicherheit. Bleibt noch  das Szenario mit dem höchsten angenommenen CO2 Preis mit 950 US-Dollar pro Tonne (830 Euro), den die Wissenschafter als notwendig erachten, um das Pariser 1,5-Grad-Ziel zu erreichen. Geht die Rechnung mit diesem Preis auf, dann, ja dann könnte ihr Ausstoß von Methan und Stickoxiden im Jahr 2050 tatsächlich um die Hälfte geringer sein.

* Ein CO2-Preis, auch Kohlenstoffpreis genannt, ist ein Preis, der für Emissionen von Kohlenstoffdioxid gezahlt werden muss. Der CO2-Preis dient dazu, externe Kosten der Kohlendioxidfreisetzung zu internalisieren, insbesondere die Folgen der globalen Ernährung. Der CO2-Preis muss für jede Tonne CO2 bezahlt werden, die ausgestoßen werden soll. Er kann als CO2-Steuer oder als CO2– Emissionshandels-System umgesetzt werden.