In Österreich haben über 80 Prozent der Kühe keine Hörner mehr. In der Schweiz ist am Sonntag eine “Hornkuh-Initiative” gescheitert. Warum Kühe von Hörnern aber profitieren würden, zeigt aktuell der Film “Das liebe Rindvieh”.

© Demeterbund/M. Schlegel

Es war ihm ein Anliegen, dass Kühe ihre Hörner behalten können. Jetzt ist er aber erst einmal gescheitert: Der Schweizer Bergbauer Armin Capaul, der als Heidis Almöhi durchginge, und eine Hornkuh-Initiative startete, musste am Sonntag klein beigeben. Die Idee, Bauern mit Geld zu belohnen, wenn sie ihren Kühen die Hörner lassen, wurde in einer Volksabstimmung mit 54,7 Prozent Nein-Stimmen abgelehnt. Das Ansinnen fanden viele offenbar sympathisch, eine Mehrheit fand sich aber nur in Städten wie Genf (59,9 Prozent) und Basel (56,8 Prozent). Die Befürworter der Enthornung argumentierten mit der Verletzungsgefahr für Mensch und Herde, schließlich wären Hörner in Rangkämpfen oder bei Futterneid eine Waffe.

Der Regierung war die Sache aber ohnehin zu teuer. Gut 13 Millionen Euro hätte sie investieren müssen. Warum Capaul sich überhaupt für Kühe mit Hörnern einsetzt? Er sagt, ohne können die Kühe keine Rangordnung klarstellen und nicht kommunizieren. Abgesehen davon hätten die Tiere große Schmerzen, wenn ihnen im Alter von wenigen Wochen die Hornanlagen herausgebrannt würden. Subventionen hat er vorgeschlagen, weil gehörnte Kühe mehr Platz im Stall brauchen und ergo teurer sind. Aktuell tragen in der Schweiz nur noch zehn Prozent der rund 1,5 Millionen Rinder Hörner. Bei manchen Rassen sind sie ganz weggezüchtet. Parallel zur Initiative erschien der Film “Das liebe Rindvieh”, der sich ebenfalls mit diesem Thema beschäftigt und drei Allgäuer Bauern porträtiert, die sich gegen das Enthornen entschieden haben.

Wie das Enthornen in Österreich und Deutschland gehandhabt wird

Auch hierzulande tragen mehr als 80 Prozent aller Kühe keine Hörner mehr. In den ersten zwei Lebenswochen dürfen Kälbern laut Tierhaltungsverordnung die Hornanlagen durch einen Brennstab mit exakter Zeitsteuerung und Abschaltautomatik ohne Betäubung zerstört werden. In Biobetrieben ist das Enthornen nur mit Betäubung erlaubt. Ganz anders sieht die Sache in Deutschland aus. Routinemäßig darf dort nicht mehr enthornt werden, auch nicht vom Tierarzt. Wer enthornen wil, darf das nur mit vorangehender Betäubung durch den Veterinär, Biobetriebe überhaupt nur mit spezieller Ausnahmegenehmigung.

Geben Kühe mit Hörnern bessere Milch?

Der Bio-Verband Demeter, für den Enthornung tabu ist, argumentiert, die Milch enthornter Kühe würde sich verändern und häufiger zu Allergien und Unverträglichkeiten führen. Zwei Studien werden in diesem Zusammenhang genannt: Eine “Kristallanalyse”, die die unterschiedliche Milchqualität zeigt und eine Doktorarbeit, die unterschiedliche Eiweißgehalte zum Thema hat und unter anderem nachweist, dass das Milcheiweiß Beta-Lactoglobulin in Milch horntragender Kühe weniger konzentriert vorkommt als in der Milch enthornter Tiere. Viele Leute mit Milchallergie reagieren überempfindlich auf dieses Eiweiß.

Den Film “Das liebe Rindvieh” gibt es hier in voller Länge zu sehen:

https://www.ardmediathek.de/tv/Unter-unserem-Himmel/Das-liebe-Rindvieh/BR-Fernsehen/Video?bcastId=14912798&documentId=25235952

https://hornkuh.ch/de/home/

Studie zur Milchqualität

https://www.zalp.ch/aktuell/suppen/suppe_2003_05/su_ho.html