Biologische Lebensmittel einkaufen und damit auch gleich den CO2-Ausstoß senken. Ist das ohne finanziellen Mehraufwand möglich? Die Antwort darauf wird Sie überraschen.

Eine vierköpfige österreichische Familie klimafreundlich und mit Bioprodukten ernähren? Das kann sich keiner leisten, viel zu teuer. Diese oder sehr ähnliche Assoziationen haben wir wohl alle, wenn es um dieses Thema geht. Doch wie sieht es tatsächlich im Geldbörsel aus, wenn man diese vermeintlich teurere Utopie versucht umzusetzen. Genau das wollte die Umweltschutzorganisation WWF in ihrer heute publizierten Warenkorbstudie „Bio, gesund und leistbar – geht das?“ wissen. Was sich herausstellte, klingt fast zu gut, um wahr zu sein, ist es aber: Das geht. Sogar ganz ohne Aufpreis. Der Bio-Anteil des durchschnittlichen Wocheneinkaufs einer Familie lässt sich ohne Mehrkosten auf 70 Prozent des Gesamtwarenkorbs steigern. Und nebenbei werden die Treibhausgasemissionen des Warenkorbs damit um bis zu 40 Prozent reduziert.

Und so geht der Bioeinkauf ohne Mehrkosten

Das Ganze funktioniert freilich nur, wenn die Ernährungsempfehlungen des Gesundheitsministeriums beim Einkauf berücksichtigt werden. Womit wir auch schon bei der Krux sind. In der Regel tun das heimische Familien nämlich leider nicht, wie das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) bestätigt, das im Rahmen der Studie den durchschnittlichen Wocheneinkauf einer vierköpfigen Familie  – zwei Erwachsene, zwei Kinder unter 14 Jahren – untersucht hat. Die 119 ausgegebenen Euro setzen sich zu einem Drittel aus Billigprodukten und zwei Dritteln aus Markenprodukten zusammen. Das wäre ja noch kein Problem, fände sich im Warenkorb nicht dreimal zu viel Fleisch, zu viele Fertigprodukte und zu viele Softdrinks. Dieses Trio macht den Einkauf nicht nur ungesund sondern eben auch teuer.

©WWF

Wer weniger Fleisch und dafür mehr Obst, Gemüse und Hülsenfrüchten kauft, kann 27 Euro pro Woche sparen, damit Bio-Anteil kostenneutral auf  die erwähnten 70 Prozent steigern und die Treibgase um 40 Prozent reduzieren.  Sogar wenn man von “ist billigst” ausgeht und auf einen gesunden Warenkorb umsteigt, können übrigens immerhin noch 32,5 Prozent biologische Produkte gekauft werden und 33 Prozent Treibgase eingespart werden. Sie sind jetzt auf den Geschmack gekommen und wollen gleich 100 Prozent Bio einkaufen? Dann müssen mit Mehrkosten von rund 10 Prozent rechnen, das sind ausgehend von den 119 Euro 12 Euro.

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Nicht inkludiert in die Rechnung sind, auch das muss an dieser Stelle erwähnt werden, Spezialprodukte wie Vanilleeis oder Schokolade. Da sind die Preisunterschiede bio vs. konventionell wirklich eklatant, teilweise kostet dieselbe Variante in Bio mehr als das 3-fache.  Helene Glatter-Götz, Expertin für nachhaltige Ernährung beim WWF Österreich, gibt sich dennoch begeistert und wird nicht müde, darauf aufmerksam zu machen, dass die Ernährung  im Kampf gegen Umweltzerstörung und Klimakrise der größte Hebel ist. “Der WWF-Warenkorbvergleich zeige deutlich, dass nachhaltige und gesunde Ernährung auch leistbar sein könne. “Bio-Einkauf ist kein Luxusthema.”

Diese Anpassungen des Warenkorbs wurden vorgenommen

  • Reduzierung des Fleischkonsums von 65 kg/Person und Jahr um ca. 2/3 auf den empfohlenen maximalen Konsum von Fleisch- und Wurstprodukten, also auf ca. 20 kg Fleisch/Person /Jahr
  • deutliche Erhöhung der Aufnahme von Milchprodukte
  • Reduzierung der aufgenommenen Öle sowie Fett
  • deutliche Erhöhung des Gemüseanteil
  • markante Zunahme der Aufnahme von Hülsenfrüchten in Form von Bohnen (für die nötige Energie und Protein wichtig)
  • Abnahme des Fischkonsums aufgrund ökologischer Aspekte um 80% auf 1,1 kg Fisch/Person und Jahr und Einführung von Leinöl (1 kg/P/a) für die Aufnahme von wichtigen w3-Fettsäuren)
  • Reduzierung der Alkoholaufnahme sowie der freien Zucker (gemäß WHO)
  • deutliche Reduzierung von Limonaden (in Form von Cola) und Energydrinks
  • Ersatz von Mineralwasser durch Leitungswasser

Die WWF Warenkorb-Studie können Sie hier kostenfrei downloaden:

https://www.wwf.at/de/view/files/download/showDownload/?tool=12&feld=download&sprach_connect=3352