Dreizehn Prozent der heimischen Bauern erwirtschaften über die Hälfte ihres Einkommens mit Direktvermarktung. Bio liegt dabei überproportional weit vorn.

Den Hofladen der Hubers in Kapelln gibt es seit 25 Jahren, auch online wird verkauft http://www.bauernhof-huber.at © LK NÖ

31.000 Vollzeitarbeitsplätze: So viele sichert die bäuerliche Direktvermarktung in Österreich im Moment. Das ist aus volkswirtschaftlicher Sicht durchaus eine Hausnummer und nur eineder noch immer gültigen Zahlen aus der KeyQuest Landwirtebefragung zum Thema Direktvermarktung aus dem Jahr 2016. „Die Strukturen im Agrarbereich ändern sich in einem solchen Zeitraum nicht dramatisch“, betont Urheber Christian Jochum von der österreichischen Landwirtschaftskammer. Insofern gelte das kompakte Bild auch zwei Jahre später noch.

Ein bisschen Direktvermarktung nebenbei funktioniert genauso wenig, wie das berühmte bisschen schwanger.

„Gscheit oder gar nicht“

Was zeigt dieses Bild noch? Beispielsweise, dass es eine Gruppe von Betrieben gibt, die bereits voll auf Direktvermarktung setzt. In Zahlen sind es dreizehn Prozent Landwirte, die heute schon mehr als die Hälfte, nämlich rund 51 Prozent, ihres Einkommens damit erwirtschaftet. Den höchsten Anteil hat dabei das Burgenland, dort wird unter anderem über 50 Prozent des Weines im Direktvertrieb abgesetzt. Nur wer sich professionalisiert, hat eine Chance, wirklich erfolgreich zu sein. So viel ist klar. Ein bisschen Direktvermarktung nebenbei funktioniert offenbar genauso wenig wie das berühmte bisschen schwanger. „Wenn die Schwiegermutter den Bereich bisher betreute und irgendwann nicht mehr mag oder kann, lässt man die Sache auslaufen“, umschreibt Jochum ein mögliches Ausstiegszenario. Immerhin wollen weitere sechs Prozent der heimischen Bauern in die Direktvermarktung einsteigen, allerdings haben nur weniger als ein Prozent konkrete Pläne dafür.

Fleisch vor Milch und Wein

Die Fleischerei Bergmann verarbeitet artgerecht gehaltene Schmidataler Tiere, die Familie Lambeck schlachtet am Hof und verkauft im Hofladen und die Familie Pohler betreibt ein Obstkulinarium mit Schaubrennerei. © LK NÖ

Am behrtesten sind mit rund 27 Prozent Fleisch und Fleischprodukte aus bäuerlicher Direktvermarktung, gefolgt von Milch und Milchprodukten, Wein und Eiern. Bereits abgeschlagen auf mit sechs Prozent auf Platz fünf: Obst bzw. Obstprodukte. Erworben werden die Schmankerl noch immer am öftesten Ab Hof. Gastronomie, Lebensmittelhandel, Buschenschank und Bauernmarkt holen aber auf, der Absatz über diese Vertriebskanäle hat sich in den letzten Jahren mehr oder weniger verdoppelt. Viel Luft nach oben gibt es hingegen noch bei Webshops und dem Vertrieb über Internet generell. Experte Jochum weiß, warum: „Es liegt an der Bequemlichkeit des Bestellvorgangs. Derzeit hat das Medium noch ein Problem. Bis ich mit Maus oder Touchscreen im richtigen Regal bin, habe ich beim Markt ums Eck meine sieben Sachen schon zusammengeklaubt und bin längst wieder raus. Ganz abgesehen von der Herausforderung der Einhaltung der Kühlkette.“ Dominik Dax von Bio Austria sieht das ähnlich: „Wie kommt genau das, was ich bestellt habe, in annehmbarer Zeit, ohne Qualitätsverlust und mit sinnvollen Transportkosten an? Das ist die zentrale Frage, wenn es um das Online-Segment geht. Und die kann man nicht auf einzelbetrieblicher Ebene lösen.“

© KeyQuest

Bio hat die Nase vorn

Zwischenzeitlich hat KeyQuest im März 2018 eine neue Landwirtebefragung im Biobereich publiziert. Und auch die zeigt einmal mehr klar den auffällig hohen Anteil an heimischen Direktvermarkternunter den Bio-Landwirten: 47 Prozent setzen (auch) auf Direktvermarktung ihrer Erzeugnisse, wobei für ein Fünftel die Direktvermarktung sogar „große Bedeutung“ hat. Studienleiter und KeyQuest Geschäftsführer Johannes Mayr bestätigt: „Im Vergleich zu konventionellen Betrieben ist der Anteil der Direktvermarkter bei den Bio-Betrieben fast doppelt so hoch. Und natürlich profitieren die Biobauern von der kontinuierlich steigen Nachfrage nach Bio-Produkten.“

Sie wollen tiefer ein in die Zukunft der Direktvermarktung in Österreich eintauchen?

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