Der Umstieg auf alternative Eiweißquellen könnte ernährungsbedingte Todesfälle verhindern und den Treibhausgasausstoß verringern.

Weniger Rindfleischkonsum ist besser für Mensch und Umwelt. Das ist die simple Erkenntnis einer am Donnerstag in Genf publizierten neuen Studie. Die Oxford Martin School hat sie für das Weltwirtschaftsforum (WEF) gemacht und kommt zum Schluss, dass sich einiges verändert, wenn statt Rindern alternative Eiweißquellen auf unserem Teller landen. Um bis zu 2,4 Prozent könnte die Zahl der ernährungsbedingten Todesfälle weltweit sinken, sagen die Forscher, in wohlhabenden Ländern sogar bis zu fünf Prozent. Und dann ist da noch der Treibhausausstoß. Auch da ist die Rindfleischproduktion ein Problem, und zwar kein kleines. Schon 2010 war sie für  25 Prozent aller Treibhausgasemissionen aus dem Nahrungsbereich verantwortlich. Alternative Eiweißquellen sind auch hier eine bisher zu wenig beachtete Alternative, wie die Zahlen zeigen.

Rindfleisch vs. alternative Eiweißquellen

Schon mit Rindfleisch, das nur einen Nährwert von 200 Kilokalorien hat, gehen Treibhausgase mit der Erwärmungswirkung von 23,9 Kilogramm Kohlendioxid einher. Bohnen, Weizen oder Nüsse bringen es dagegen im Vergleich höchstens auf ein Kilo. Tofu liegt, was den Emissionsfaktor betrifft, bei rund drei Kilo, Schwein bei vier Kilo und Huhn bei sechs Kilo. Allesamt landen die Alternativen allerdings weit unter dem Rindfleisch. WEF-Umweltexperte Dominic Waughray sieht dennoch die positiven Aspekte des Berichts: “Er zeigt, dass es möglich ist, ausreichend Nährstoffe für zehn Milliarden Menschen zu produzieren und die Gesundheit der Menschen zu verbessern, ohne dabei notwendigerweise ganz auf Fleisch verzichten zu müssen.” Die Fleischproduktion brauche allerdings mehr Effizienz und auf Seiten der Konsumenten müsse auch etwas passieren. An einer vielfältigeren Ernährung komme künftig niemand mehr vorbei.

Lupinen, Insekten, Algen?

Über genau diese Vielfalt machte sich zur selben Zeit an anderer Stelle Peter Stehle vom Institut für Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaften der Uni Bonn Gedanken. Für ihn sind eiweißreiche heimische Nutzpflanzen, insbesondere Leguminosen (Hülsenfrüchte), ein Auswegsszenario. Die, sagt Stehle, besitzen zwar eine etwas geringere biologische Wertigkeit als tierische Proteine, können aber den Bedarf an essenziellen Aminosäuren  problemlos decken und bringen einige Vorteile im Sinne der Nachhaltigkeit mit. Sie sind beispielsweise anspruchslos im Anbau, die Transportwege sind kurz und es gibt bisher keine gentechnisch veränderten Sorten in der Nutzung. An den Nachteilen, etwa dass Lupinenmehle bitter und grasig schmecken, werde gearbeitet. Das Fraunhofer Institut in Freising betreibt in diesem Zusamenhang Selektionsforschung. Insekten- und Algenprotein, allem voran als Lebensmittelzutat, sind für den Wissenschaftler ebenfalls eine Alternative. Die biologische Wertigkeit steht der tierischer Proteine um nichts nach und man kann sie großtechnisch produzieren. Vorbehalte gegen Insekten als Proteinquelle? “Sind unbegründet, da nicht die Insekten an sich, sondern – als Lebensmittelzutat – das daraus isolierte Protein verwendet wird”, so Stehle. Sein Fazit ist klar: “Die Produktion von tierischen Proteinquellen ist nicht nachhaltig und kann nicht weiter gesteigert werden. Alternative Proteinquellen müssen deshalb zwingend gefunden werden, wobei Leguminosen, Insekten und Algen mögliche Lösungsansätze sind.”